Osteopathie der Nerven - ins Bein ausstrahlende Gesäßschmerzen

Grundsätzlich gilt bei allen Nervenproblematiken: eine ärztliche Abklärung ist ratsam beziehungsweise unabdingbar – am Besten mit bildgebender Diagnostik. 

Einschränkungen des plexus sacralis

Eine sehr häufige Beschwerde meiner Patienten/Patientinnen sind in die Rückseite der Beine ausstrahlende Rücken-/Gesäßschmerzen – aufgrund der vielen Auslöser fast nie als alleinstehendes Symptom beschrieben.

 

Meist werden zusätzlich Probleme beim Treppensteigen, ein „wegknicken“ des Beins, eine Verstärkung nach Dehnung, Massage, Faszienrolle (nach vorheriger kurzer Symptombesserung) ergänzend geschildert. Aber auch Schmerzen am Damm, Instabilität im Bein, ein neu aufgetretenes Hinken oder Watscheln und ähnliches beschrieben.

 

Sehr häufig treten die Beschwerden bei schwangeren Patientinnen, Schreibtischtätern/Schreibtischtäterinnen oder nach längerer Unbeweglichkeit/Bewegungsmangel auf.

 

Im Zusammenhang mit diesen Schmerzen ist der plexus sacralis (Nervengeflecht) und insbesondere dabei der nervus ischiadicus zu nennen. Aber auch andere Nerven des plexus sacralis spielen dabei eine Rolle:

 

Nutzen Patient*innen Suchmaschinen fällt immer wieder der m. piriformis oder auch Schlagworte wie Piriformissyndrom, gluteale Amnesie usw. auf.

 

Wieso hat der Piriformis dabei eine scheinbar starke Bedeutung?

 

Das liegt daran, dass durch diesen Muskel der Raum zwischen Kreuzbein und Darmbein ausgefüllt wird und zwei Durchtrittsstellen entstehen, das foramen suprapirifome und infrapiriforme, durch die nicht nur der nervus ischiadicus, sondern auch der nevus gluteus inferior und superior, nervus pudendus, nervus cutaneus femoris posterior nebst weiteren Versorgungsbahnen ziehen.

 

Für das Treppensteigen ist zumindest der m. gluteus maximus und auch die kleinen Gesäßmuskeln gluteus medius/minimus sowie der m. piriformis notwendig. Der versorgende nervus gluteus inferior kann durch einen verstärkten Tonus des m. piriformis eingeengt werden. Gleichzeitig kann ein reaktiver Hypertonus des Gesäßmuskels eine Ischämie mit Schmerzen und Taubheitsgefühlen im hinteren Genitalbereich auslösen – durch Druck auf den nervus cutaneus femoris posterior.

 

Bei einem Ausfall des N. gluteus superior kommt es zu einer Abschwächung der kleinen Gesäßmuskeln und des m. tensor fasciae latae. Was in einem watschelnden Gang/Duchenne-Hinken und einem Trendelenburg-Zeichen resultiert. Aber sich auch in krampfhaften Schmerzen im hinteren Hüftbereich äußern kann, die sich in Ruhe meist schnell bessern (durch die Einengung der arteria glutea superior).

 

Weiterhin ist wie oben beschrieben der nervus ischiadicus mitsamt seinem riesigen Versorgungsgebiet und den dazugehörigen Symptomen betroffen, Beschreibungen hierzu würden jedoch den Rahmen sprengen.

 

Wichtig zu verstehen ist:

Klassischerweise kommen Patient*innen zu mir, nachdem sie zuvor versucht haben den Piriformis zu dehnen oder nach einer Massage, mit einer anschließenden deutlichen Symptomverschlechterung. Nochmal zur Erinnerung: ein Muskel verspannt nie ohne Grund, sondern aufgrund der Lage, in der er aufgehängt ist oder aufgrund einer Funktion, der er nachgeht. Beim Piriformis zum Beispiel so, dass er aufgrund der Zugrichtung unter anderem ein nach vorne Kippen des Beckens verhindert.

Folglich aufgrund des Zusammenspiels vieler verschiedener Muskel-/Faszien-/Nerven-/Organsysteme – kurzum der gesamten Statik.

Eine ganzheitliche osteopathische Betrachtung des Problems ist also meines Erachtens sinnvoll.

Osteopathie an den Nerven - wie behandelt der Osteopath Nervenschmerzen?

Der Osteopath versucht entlang der Nervenbahn Gewebespannungen ausfindig zu machen und gezielt zu lösen, die Durchblutung durch Gewebearbeit zu verbessern, Fehlstellungen und damit mögliche Ursachen für Nervenkomprimierungen bzw. Einengungen zu korrigieren

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